Lichtfest Leipzig - Das Programm
Programm Lichtfest Leipzig 2021
2021 präsentiert sich das Lichtfest Leipzig mit einem neuen, dezentralen Konzept. Wichtigste Änderung: Statt wie bislang ausschließlich auf dem Augustusplatz ist das Lichtfest in diesem Jahr an mehreren Orten innerhalb des Rings zu Gast, an denen von 19 bis 23 Uhr Lichtinstallationen zu erleben sind. Neu ist ebenfalls, dass es kein Bühnenprogramm gibt. Besucherinnen und Besucher können so den ganzen Abend nutzen, um alle Installationen und die Kerzen-89 in loser Reihenfolge aufzusuchen. Die Kerzen-89, die traditionell von den Besuchern zum Leuchten gebracht wird, steht auf dem Nikolaikirchhof. Dort gibt es um 19 Uhr kurze Grußworte mit musikalischer Umrahmung. Wie schon im Vorjahr können die Leipzigerinnen und Leipziger im Vorfeld des Lichtfestes wieder symbolisch Kerzenpatenschaften übernehmen.
Drei Standorte, drei Perspektiven
Auch wenn Leipzig vielfach exemplarisch als Symbol für das Gelingen eines friedlichen Umbruchs steht, geht es letztlich doch um ein gesamteuropäisches Thema. Deshalb hat das Kuratorium „Tag der Friedlichen Revolution 1989“ gemeinsam mit der Stadt Leipzig drei europäische Künstlerteams nach Leipzig eingeladen. Unter dem Leitgedanken „Das Licht breitet sich in der Stadt aus“ werden der Augustusplatz, der Burgplatz und der Richard-Wagner-Platz am 9. Oktober zu Lichtorten. Die Künstlerteams aus Deutschland, Ungarn und Spanien zeigen dort ihre Perspektive auf den Herbst 89. Die Schlagworte Transformation, Erinnerung und Nachhaltigkeit setzen den jeweiligen Grundakzent der Projekte.
Samstag, 9. Oktober 2021
Augustusplatz, Burgplatz und Richard-Wagner-Platz
Nikolaikirchhof mit „Kerzen-89"
Zeitraum: 19 - 23 Uhr
Besonderheit: Lokale Partner und Workshops
Alle Künstler haben lokale Kooperationspartner aus der Stadtgesellschaft, mit denen sie ihre Lichtinstallation entwickeln und umsetzen. Im Sommer gab es zu allen Lichtprojekten intensive mehrtätige Workshops, die Inhalte und Schwerpunkte definierten. Beim Lichtfest wird an jedem Standort ein Video gezeigt, das diesen gemeinsamen kreativen Prozess dokumentiert. Die Videos sind hier abrufbar. Die Partner/Vereine kommen aus den Bereichen Erinnerungskultur/Aufarbeitung, Umwelt und soziales Engagement. Auch mehrere Schulen sind beteiligt.
Alle Lichtfest-Standorte im Überblick (jeweils 19-23 Uhr)
Diese Installation braucht das WIR um zu SEIN.
Zentrum der Installation ist ein 3,5 Meter hoher Turm mit zwanzig Laserprojektoren. Diese projizieren ein zusammenhängendes Bild, aber es gibt keine konkrete Fläche, auf die die Geräte abzielen, sondern es stehen 300 weiße Banner bereit, die sich die Besucherinnen und Besucher nehmen und dafür nutzen können, das Bild, das sonst nur frei in der Luft schweben würde, einzufangen - einem Bildschirm gleich. Die projizierten Motive sind aus historischen Aufnahmen montiert, die aus verschiedenen Archiven stammen bzw. aus Material, das bei dem Workshop entstand. Ein einzelner kann einen kleinen Teil sichtbar machen, wenn sich mehrere Personen zusammenfinden, erscheint ein größeres Bild. Die Menschen können sich so zu einer friedlichen Demonstration vereinigen, um an jene zu erinnern, die 1989 mutig für Freiheit und Demokratie auf die Straße gegangen sind. Eine abstrakte Soundcollage von Adam Salman mit Klängen von 1989 – Musik, Demogeräusche, Zeitzeugenstimmen – komplettiert die Installation.
Künstler: Glowing Bulbs/ Tamás Zádor, Márton Noll
Glowing Bulbs ist eine Künstlergruppe mit Standorten in Budapest und New York, die weltweit Projekte realisiert. Glowing Bulbs entwickelte sich 1998 aus Budapests lebendiger freier Untergrundszene und war von Anfang an eine wichtige Stimme in Ungarns Kunstwelt. Dank verschiedener Techniken wie Mapping, Video und Immersion entstehen Projekte, die weit mehr als reine Lichtobjekte sind. Tamás Zádor (Medienkünstler) und Márton Noll (Architekt und Medienkünstler) haben die Ereignisse von ´89 als Kinder im Alter von 8 bzw. 11 Jahren erlebt. WIR SIND haben sie speziell für das Lichtfest Leipzig entwickelt.
www.glowingbulbs.com
Lokale Kooperationspartner:
Archive in Leipzig und Halle sowie das Polnische Institut Leipzig öffneten für das Projekt ihre Türen, ermöglichten Gespräche mit Zeitzeugen, Stadtrundgänge auf den Spuren von 1989 und einen Kreativworkshop mit Schülerinnen. „Es gibt sehr viele Parallelen zwischen den Ereignissen in Leipzig und denen in Ungarn bzw. Osteuropa, wenn auch nicht in unseren persönlichen Geschichten, aber in denen unserer Freunde und Familien. Dass wir dies bei der Arbeit in den Archiven, mit den Schülern und den Zeitzeugen erfahren durften, ist essentiell für WIR SIND“, so das Künstlerteam.
Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., www.archiv-buergerbewegung.de
Gerda-Taro-Schule Leipzig, Gymnasium der Stadt Leipzig, https://taroschule.de/
Polnisches Institut Berlin, Filiale Leipzig, https://instytutpolski.pl/leipzig/
Zeit-Geschichte(n) e.V. - Verein für erlebte Geschichte Halle, www.zeit-geschichten.de
„Die Frage lautet doch oft: Wer ist drin, wer ist draußen?“
Eine begehbare, dynamisch beleuchtete Rotunde mit rund 10 Metern Durchmesser und knapp drei Metern Höhe erwartet die Lichtfestbesucher auf dem Burgplatz. Sie ist innen vollständig mit 450 spiegelnden Ballons bedeckt, die sowohl das Licht der Videoprojektion als auch die Besucher reflektieren. Die Außenseite der Rotunde ist mit 1400 weißen Latexballons bestückt, die das niedrig aufgelöste Video verschwimmen lassen. Die Besucherinnen und Besucher können ihren Standpunkt wählen und wechseln – das Bild, die Perspektive ist immer anders, sie können nach innen oder außen treten. Denn das ist ja oft die Frage: wer ist drin, wer ist draußen? Bin ich ein- oder ausgeschlossen? Das Zusammenspiel aus Brechung, Reflexion, Verzerrung zeigt die Betrachter aber eben nie real und konfrontiert sie mit der Frage: Auf welcher Seite stehe ich? „Ring“ spielt so mit Raum und atmosphärischer Wahrnehmung und konzentriert sich auf die immersive Erfahrung der Besucher. Raum und Materialien laden fast spielerisch dazu ein, die Installation zu entdecken, sich darauf einzulassen, durch Spiegelungen und andere Effekte neue Bilder von sich zu kreieren.
Drei der insgesamt 12 Paneele werden von lokalen Kooperationspartnern mit recycelten durchsichtigen oder reflektierenden Materialien gestaltet und nehmen damit Bezug auf den Untertitel do/undo/redo.
Künstler: Brut Deluxe: Ben Busche, Miguel de Guzmán
Ben Busche und Miguel de Guzmán vom Architektur- und Designstudio Brut Deluxe sind Architekten, arbeiten aber vorrangig mit Licht. Sie leben in Madrid und realisieren seit mehr als 20 Jahren weltweit Projekte in den Bereichen Architektur, Produktdesign und Kunst. Gemein ist allen Projekten ein Interesse für das Erleben von Raum und die Schaffung von künstlichen Atmosphären, meist durch den Einsatz von Licht.
Lokale Kooperationspartner:
Die Zusammenarbeit mit den lokalen Initiativen und Akteuren erfolgte unter dem Blickwinkel Zukunft und Nachhaltigkeit. Die während des Prozesses erarbeiteten Ideen und ein Workshop, der im Juni stattfand, haben sowohl den Videoinhalt als auch die endgültige Definition der Wand beeinflusst. „So unterschiedlich wie die einzelnen Partner sind auch die Beiträge/ der Input, was „Ring“ besonders facettenreich und auch spannend macht“, freuen sich Busche und de Guzmán. Ein Video vom Workshop ist an der Installation zu sehen.
Bunte Gärten Leipzig e.V., https://bunte-gaerten.org/
Freies Gymnasium Borsdorf, www.freies-gymnasium-borsdorf.de/
Kunststofferei Leipzig, www.kunststofferei.de
Leipzig fürs Klima, https://leipzigfuersklima.de/
LGH Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG, www.lgh-leipzig.de
Restlos – das kreative Upcycling Projekt, Leipzig, https://www.muetterzentrum-leipzig.de/projekt/restlos-das-kreative-upcyclingprojekt/
Stadtreinigung Leipzig, https://stadtreinigung-leipzig.de/
„Wenn niemand gekommen wäre, wäre auch nichts passiert.“
„89 Stimmen“ ist ein interaktives Lichtlabyrinth aus Text, das nur durch die Anwe-senheit von Besucherinnen und Besuchern sichtbar wird. „Wenn niemand gekommen wäre, wäre auch nichts passiert.“ Diese einfache Tatsache und damit den Mut und die Entschlossenheit aller, die 1989 auf die Straße gingen, greift „89 Stimmen“ symbolisch auf. Denn erst durch die Menschen, die sich auf dem Platz bewegen, werden die Schriftelemente freigelegt. Die Lichtprojektionen werden so gesteuert, dass sie nur um die Betrachterinnen und Betrachter herum entstehen. Je mehr Menschen sich einfinden, desto größer wird das Mosaik an Zeitzeugnissen, das in ständigem Fluss ist und sich interaktiv verändert. Mit jedem Schritt kommt buchstäblich mehr Inhalt ans bzw. ins Licht. Je mehr Personen gleichzeitig da sind, umso mehr Botschaften sind zu lesen. Besonderheit der Zitate: Alle stammen von Frauen, die 1989 aktiv an der Friedlichen Revolution beteiligt waren, geben deren besondere Perspektive wieder. Greifbar sind die Texte allerdings nicht, sondern flüchtig wie ein Flüstern. Ihr Kommen und Gehen liegt allein in der Hand der Besucher. Und: Wenn keiner kommt, wird nichts zu sehen sein.
Begleitet wird die Lichtinstallation von einer Klangcollage, in der sich die lauten und leisen Töne von damals, die Parolen und Ängste mit den Gedanken von heute künstlerisch verbinden und so auch akustisch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Flüchtige Fotoprojektionen zeigen ergänzend die Gesichter hinter den Stimmen.
Künstler: Loomaland: Florian Giefer, Denis Bivour
Florian Giefer und Denis Bivour sind „Loomaland“. Sie waren im Wendeherbst 15 bzw. 13 Jahre alt und haben damals in beiden Deutschlands gewohnt. Heute le-ben und arbeiten sie in Berlin. Seit 2018 sind sie bei verschiedenen Projekten ein Künstlerteam, so z. B. für ihr vielbeachtetes „Electric Swan Ensemble“, das 2020 u. a. in Berlin, Frankfurt und Luzern zu sehen war. Bivour und Giefer sind speziali-siert auf visuelle Effekte (VFX), 3D Animation, VR Welten, Mapping und Film - sind aber beide der festen Überzeugung, dass zur Technik immer auch ein bisschen Zauberei gehört, um die Menschen mit ihren Installationen zu berühren.
www.Loomaland.com
Lokaler Kooperationspartner:
Bei dem mehrtätigen Workshop im Juni haben Loomaland mit vielen Zeitzeugin-nen ausführliche Gespräche geführt, um ganz bewusst die Perspektive der Frauen auf die Friedliche Revolution kennenzulernen und im Lichtprojekt künstlerisch aufzugreifen. Giefer und Bivour waren beeindruckt von der Intensität der Gespräche, ihrer Direktheit und hohen Emotionalität, eine besondere Qualität der sog. oral history und zentrales Element, um Textinhalte von „89 Stimmen“ zu generieren. Organisiert wurden die Interviews von Frauenkultur e. V.
Frauenkultur e. V. Leipzig, www.frauenkultur-leipzig.de
Kurze Grußworte, u.a. von Oberbürgermeister Burkhard Jung und weiteren Ehrengästen, markieren auf dem Nikolaikirchhof den Start des Abends und begleiten das Entzünden der Kerzen-89. Die Grußworte werden auch auf eine LED-Wand am Markt übertragen. Auf dem Nikolaikirchhof erfolgt eine simultane Übersetzung der Grußworte in Gebärdensprache.
Musikalische Umrahmung: Canella-Trio Leipzig (Magdalena Steinberg, Cello; Anna-Katharina Reuter, Querflöte; Felicitas Ressel, Klarinette)
Die traditionelle Kerzen-89 wird im Laufe des Abends von den Besucherinnen und Besuchern mit tausenden Teelichtern zum Leuchten gebracht. Der Großteil der verwendeten Teelichter kommt von dem Leipziger Start-up NatürLicht. An allen Infoständen in der Innenstadt (siehe Übersichtskarte) erhalten Besucher kostenlos Kerzen.
Alle Künstlerteams im Überblick
Glowing Bulbs ist eine Künstlergruppe mit Standorten in Budapest und New York, die weltweit Projekte realisiert. Glowing Bulbs entwickelte sich 1998 aus Budapests lebendiger freier Untergrundszene und war von Anfang an eine wichtige Stimme in Ungarns Kunstwelt. Dank verschiedener Techniken wie Mapping, Video und Immersion entstehen Projekte, die weit mehr als reine Lichtobjekte sind. Tamás Zádor (Medienkünstler) und Márton Noll (Architekt und Medienkünstler) haben die Ereignisse von ´89 als Kinder im Alter von 8 bzw. 11 Jahren erlebt. WIR SIND haben sie speziell für das Lichtfest Leipzig entwickelt.
Ben Busche und Miguel de Guzmán vom Architektur- und Designstudio Brut Deluxe sind Architekten, arbeiten aber vorrangig mit Licht. Sie leben in Madrid und realisieren seit mehr als 20 Jahren weltweit Projekte in den Bereichen Architektur, Produktdesign und Kunst. Gemein ist allen Projekten ein Interesse für das Erleben von Raum und die Schaffung von künstlichen Atmosphären, meist durch den Einsatz von Licht.
Florian Giefer und Denis Bivour sind „Loomaland“. Sie waren im Wendeherbst 15 bzw. 13 Jahre alt und haben damals in beiden Deutschlands gewohnt. Heute le-ben und arbeiten sie in Berlin. Seit 2018 sind sie bei verschiedenen Projekten ein Künstlerteam, so z. B. für ihr vielbeachtetes „Electric Swan Ensemble“, das 2020 u. a. in Berlin, Frankfurt und Luzern zu sehen war. Bivour und Giefer sind speziali-siert auf visuelle Effekte (VFX), 3D Animation, VR Welten, Mapping und Film - sind aber beide der festen Überzeugung, dass zur Technik immer auch ein bisschen Zauberei gehört, um die Menschen mit ihren Installationen zu berühren.