"Wir sind das Volk": Leipzig gedenkt der Friedlichen Revolution vor 25 Jahren

v.l.: Tobias Hollitzer, Dr. Johannes Beermann, Volker Bremer, Marit Schulz, Burkhard Jung, Jürgen Meier. Foto: Norman Rembarz
v.l.: Tobias Hollitzer, Dr. Johannes Beermann, Volker Bremer, Marit Schulz, Burkhard Jung, Jürgen Meier. Foto: Norman Rembarz

Auf einer Pressekonferenz haben Oberbürgermeister Burkhard Jung, der Chef der Sächsischen Staatskanzlei Staatsminister Dr. Johannes Beermann, Tobias Hollitzer, Sprecher der Initiativgruppe "Herbst ’89" und Leiter der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke", Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH, Marit Schulz, Prokuristin der LTM GmbH und Leiterin des Lichtfest Leipzig sowie Jürgen Meier, künstlerischer Leiter des Lichtfest Leipzig, am Freitag die Planungen für die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution vorgestellt.

Lichtfest Leipzig: künstlerische Auseinandersetzung mit dem 9. Oktober 1989 auf historischem Demonstrationsweg

Am 9. Oktober 2014 begeht Leipzig gemeinsam mit vielen Partnern den 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution. Auf den Tag genau vor 25 Jahren hatten rund 70.000 Menschen in Leipzig den Mut gefunden, trotz drohendem Schießbefehl für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren. Mit den Rufen "Wir sind das Volk" und "Keine Gewalt" sammelten sie sich zum Marsch über den Leipziger Innenstadtring. Ihr gewaltloser Protest und ihr Eintreten für Freiheit und Demokratie bereiteten die Voraussetzungen für den Mauerfall, die Einheit Deutschlands und Europas.

Die Erinnerung an die Ereignisse im Herbst 1989 halten die Leipzigerinnen und Leipziger auf vielfältige Weise lebendig. Das Angebot an Veranstaltungen aus diesem Anlass ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und zieht Jahr für Jahr mehr Besucher an die traditionsreichen Orte.

Höhepunkt der Feierlichkeiten ist natürlich der Tag selbst. Während des gemeinsamen Festaktes der Stadt Leipzig, des Freistaates Sachsen und des Sächsischen Landtages im Gewandhaus wird Bundespräsident Joachim Gauck die Rede zur Demokratie halten. Nach dem traditionellen Friedensgebet in der Nikolaikirche beschließt das mehrfach prämierte Lichtfest Leipzig als emotionaler Höhepunkt den Tag. Seit 2003 liegt die Federführung der Planung, Organisation und Koordinierung der Gedenkveranstaltungen bei der Initiative "Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989". Der Initiative gehören vor allem Leipziger Bürger, Organisationen, Institutionen, Museen und andere Einrichtungen an, die einen direkten Bezug zum Herbst 1989 haben.

Lichtfest Leipzig - emotionaler Höhepunkt der Feierlichkeiten

Anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Friedliche Revolution erstreckt sich das Lichtfest Leipzig erstmals über den gesamten Innenstadtring, entlang des historischen Demonstrationsweges von 1989. International agierende Künstler schaffen mittels Lichtkunst, Video, Musik, Tanz und Performance wechselnde Blickwinkel und stellen aktuelle Bezüge her. Plätze entlang der 3,6 Kilometer langen Wegstrecke erhalten thematische Akzente, die mit der historischen Entwicklung einhergehen. Auf diese Weise entsteht ein vielschichtiges, würdiges Format des Erinnerns. Das Lichtfest ist der emotionale Höhepunkt im Rahmen der zahlreichen Gedenkveranstaltungen. Ein Vierteljahrhundert nach der Friedlichen Revolution ist der Freiheitsgedanke für die Teilnehmer wieder erlebbar, unter ihnen neben dem deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck auch die Staatspräsidenten Polens und Ungarns sowie die tschechischen und slowakischen Präsidenten. Die Bedeutung des Jubiläums auf nationaler und internationaler Ebene wird auch dadurch deutlich, dass die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) 25 Jahre Friedliche Revolution Leipzig 2014 zu einem Schwerpunktthema ihrer weltweiten Vertriebsaktivitäten ernannt hat.

Bereits 2009 überraschte, bewegte und begeisterte das Lichtfest Leipzig mit seinen Installationen entlang des Rings mehr als 150.000 Teilnehmer vor Ort und sorgte für weltweite mediale Resonanz. Für die Planung, Organisation und Umsetzung zeichnet die Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Jürgen Meier verantwortlich.

Statements der Podiumsgäste

Dr. Johannes Beermann, Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei:

"Das Jahr 2014 bringt für uns Sachsen und für ganz Deutschland dieses besondere, sehr emotionale Jubiläum: 25 Jahre Friedliche Revolution. Sie hat die Deutsche Einheit und die Neugründung des Freistaates Sachsen erst möglich gemacht. Freiheit und Demokratie sind Werte, die täglich gelebt, verteidigt und weitergegeben werden müssen. Am 9. Oktober erinnern wir an den Mut und die Zivilcourage der Menschen in Leipzig, stellvertretend für viele Andere in Sachsen und der DDR, die die kommunistische Diktatur überwanden und den Weg zu Frieden, Freiheit und Demokratie für uns alle ebneten."

Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig:

"Das Jahr 2014 ist ein ganz besonderes Jahr. Vor 25 Jahren gingen mehr als 70.000 Menschen in Leipzig auf die Straße, um mit gewaltlosen Protesten Freiheit und Demokratie einzufordern. Am Ende siegten sie friedlich und mächtig. Die Mauer, die Deutschland über 28 Jahre teilte, fiel am 9. November 1989. In unserer langjährigen Partnerstadt Kiew endeten in diesem Jahr Proteste für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit leider nicht gewaltfrei. Dies bedrückt mich sehr. Vor allem jetzt, in diesen schweren Zeiten möchten wir unserer Partnerstadt Kiew – mit der wir seit 1961 eine gute Beziehung pflegen – die Hand reichen und sie unterstützen. Vor diesem Hintergrund freut es mich ganz besonders, Vertreter der Stadt Kiew am 9. Oktober in Leipzig zu begrüßen. Anlässlich des 25. Jahrestages der Friedlichen Revolution dürfen wir in diesem Jahr auch Bundespräsident Gauck gemeinsam mit den Staatspräsidenten der vier Visegrád-Staaten zu den Feierlichkeiten herzlich willkommen heißen. Mit vielen weiteren Gästen aus zahlreichen Ländern und Zehntausenden Besuchern auf dem Leipziger Innenstadtring wollen wir dieses epochalen Ereignisses am 9. Oktober in Leipzig gedenken. Die Friedliche Revolution hat gesiegt – lassen Sie uns das gemeinsam feiern."

Tobias Hollitzer, Sprecher der Initiativgruppe "Herbst ‘89" und Leiter der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke":

"Die friedlichen Revolutionen von 1989/90 sind eine zentrale Geschichtserfahrung ganz Europas, die zum Bestandteil eines gesamteuropäischen Bewusstseins werden sollten. Es bedarf der Entwicklung einer lebendigen europäischen Erinnerungskultur aus gemeinsamen Diskursen einer starken bürgerlichen Öffentlichkeit in einer freien Medienlandschaft. Die europäische Freiheitstradition muss deutlicher vernehmbar werden, wofür es öffentliche Zeichen und sichtbare Orte der Erinnerung braucht. Nur wenn der europäische Geist der Freiheit und Mündigkeit auch den Nachgeborenen zum politischen Bedürfnis wird, besitzt Europa ein wirklich tragfähiges Fundament."

Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH:

"25 Jahre Friedliche Revolution ist ein Ereignis, das weit über die Grenzen Leipzigs und unseres Landes hinaus strahlen wird. Die Ereignisse im Herbst ‘89 legten den Grundstein für den Mauerfall und die deutsche Einheit. Dementsprechend immens sind das mediale und das touristische Interesse an diesem Thema. 150.000 Gäste aus aller Welt werden allein zum Lichtfest Leipzig erwartet. Unter ihnen ist unter anderem eine Gruppe ausländischer Journalisten, die auf Einladung der Deutschen Zentrale für Tourismus an den Feierlichkeiten in Leipzig teilnehmen werden. Außerdem plant das US-Advisory Board des German National Tourist Office New York im Oktober einen Leipzig-Besuch auf den Spuren des Herbst ‘89. Ich bin mir sicher, dass die Feierlichkeiten zum 9. Oktober Leipzig einmal mehr als die Stadt der Friedlichen Revolution in den Köpfen der Menschen verorten werden."

Marit Schulz, Prokuristin der LTM GmbH und Leiterin des Lichtfest Leipzig:

"Das Lichtfest Leipzig 2014 wird erstmals den gesamten Innenstadtring einbinden. An mehr als 20 Stationen entlang des historischen Demonstrationsweges werden ganz unterschiedliche Installationen den Bezug zu den Ereignissen im Herbst ‘89 sowie zum aktuellen europäischen Zeitgeschehen herstellen. Dafür haben wir spezielle Themenräume definiert und den teilnehmenden Künstlern zugeordnet."

Jürgen Meier, künstlerischer Leiter des Lichtfest Leipzig:

"Wir haben zahlreiche international agierende Künstler eingeladen, ihre Sicht auf die Friedliche Revolution zeitgemäß darzustellen und das Lichtfest Leipzig mitzugestalten. Unter anderem werden die Lichtkünstlerin Sigrid Sandmann, die Schweizer !Mediengruppe Bitnik und der Lyoner Videokünstler Jonathan Richer eigens entwickelte Projekte umsetzen. Die Wahl des Themas trägt dabei dem Aufführungsort entlang des Stadtrings Rechnung: So greifen die Darbietungen die damaligen Ereignisse an diesem Ort auf und setzen sie aktuell künstlerisch um."

Statements der Top-Sponsoren

Dr. Milan Nedeljkovic, Leiter BMW Werk Leipzig
„Den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Leipzig gebührt unser höchster Respekt. Ihr Mut und ihre Standhaftigkeit haben entscheidend mit zu einem vereinten Deutschland und Europa beigetragen. Ohne dieses Engagement würde eines der modernsten Automobilwerke der Welt heute nicht in Leipzig stehen. Für die BMW Group war die Standortentscheidung für Leipzig auch ein klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland. Dies schuf die Grundlage für eine gemeinsame Erfolgsgeschichte der Stadt, der Menschen und unseres Unternehmens zum gegenseitigen Nutzen für die Zukunft der ganzen Region.“

Dr. Norbert Menke, Aufsichtsratsvorsitzender Stadtwerke Leipzig GmbH
„Licht ist neben Kraft das wichtigste Erzeugnis aus Strom. Es ist aber noch viel mehr: Es steht für Erkenntnis, Aufklärung, Hoffnung und für die Entschlossenheit, uns selbst den Weg in die Zukunft zu weisen. Die Menschen in Leipzig wollten 1989 selbst über ihr Schicksal entscheiden und haben mit ihren zehntausenden von Lichtern den Geist der Freiheit mit großer Strahlkraft versehen. Von diesen Ereignissen 1989 ging eine Entwicklung aus, die Deutschland und Europa nachhaltig verändert hat. Geblieben ist das Bewusstsein dafür, dass nichts Gutes von allein geschieht, sondern, dass es dazu des tatkräftigen Handelns aller bedarf. Aus dieser Erkenntnis speist sich das Motto unserer jüngsten Kampagne ‚Leipzig gemeinsam gestalten‘. Die Unterstützung der Stadtwerke Leipzig für das Lichtfest auch in diesem Jubiläumsjahr ist Ausdruck dieser Überzeugung.“

Ralph Wondrak, Geschäftsführer der DHL Hub Leipzig GmbH:
„Wir fühlen uns der Region und Leipzig sehr verbunden. Daher ist es keine
Frage für uns, ein solch bedeutendes historisches Ereignis und das
diesjährige Lichtfest zu unterstützen.“

Markus Otto, Geschäftsführer der European Air Transport GmbH:
„Seit sechs Jahren ist die DHL ein zuverlässiger und enger Partner der
Stadt Leipzig und ihrer Menschen. Wir freuen uns, Teil des 25-jährigen
Jubiläums der Friedlichen Revolution zu sein und den Menschen ein Stück
weit Erinnerung und Gedenken zu ermöglichen.“

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