Vom Lichtfest Leipzig zur Fête des Lumières nach Lyon- ein Lichtprojekt auf Reisen
Anlässlich 30 Jahre Friedliche Revolution hatte Philippe Morvan die Licht-Ton-Installation „Leipzig-Berlin“ mit 1.000 Retro-Taschenlampen entwickelt. Im Oktober 2019 feierte sie im Hauptbahnhof Leipzig Premiere.
Nun ist die Installation bei der Fête des Lumières (Lichtfest) in Leipzigs Partnerstadt Lyon zu sehen, diesmal unter dem Titel „Menschen“ - und mit klarem Verweis auf die Premiere in Leipzig. Das Thema Licht verbindet Lyon und Leipzig, und insbesondere Kerzen haben für beide Städte Symbolkraft. Für Lyon ist es der Bezug zu den Wurzeln des traditionellen Lichtfests mit den Kerzen in den Fenstern, für Leipzig sind es die Kerzen der Friedlichen Revolution im Herbst 1989.
Lichtkünstler aus Lyon waren bereits mehrmals am Lichtfest Leipzig beteiligt.
Der ursprüngliche Name, „Leipzig-Berlin“, war sinnbildlich: das Projekt war zum einen dem Jubiläum „30 Jahre Friedliche Revolution“ gewidmet und wurde deshalb zunächst in Leipzig gezeigt, bevor es im Anschluss in Berlin beim „Festival of Lights“ gastierte. Dort nahm es Bezug auf „30 Jahre Mauerfall“. Das Kunstwerk „Leipzig-Berlin“ zeichnete so buchstäblich den Weg von der Freiheit zur Einheit nach.
Der nun für Lyon gewählte Titel „Menschen“ betont die Ausgangsidee des Projektes: „Die Installation ist ein grafisches und gleichzeitig ein chromatisches Werk. Alle Taschenlampen bilden zusammen eine Menschenmenge, bestehend aus vielen Personen und ihren verschiedenen Geschichten und Facetten. Jede der Lampen symbolisiert eine Person, eine der 70.000, die mit Kerzen in den Händen 1989 die Straßen von Leipzig eroberten, um Freiheit und Demokratie einzufordern.“ so der Künstler. Über seine architektonische und künstlerische Funktion hinaus ist „Menschen“ daher auch als ein Werk der Erinnerung konzipiert.
Basis des Projektes sind 960 rechteckige, mit Flachbatterien betriebene Retro-Taschenlampen, die Morvan über Jahre hinweg in ganz Europa gesammelt hat, natürlich auch in Leipzig. Durch die Anordnung entsteht ein begehbarer Bereich als symbolischer „Runder Tisch“: Die Menschen sind eingeladen, in den Kreis zu treten und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Hintergrund: Fête des Lumières in Lyon
Jedes Jahr am ersten Dezemberwochenende wird in Lyon die Fête des Lumières (Lichtfest) gefeiert. Die Geschichte erzählt, dass die Stadt Lyon 1643 den Wunsch äußerte, eine Statue der Jungfrau Maria errichten zu dürfen, wenn dies ihre Stadt vor der Pest bewahren würde. Dieser Wunsch wurde erhört und das Versprechen eingelöst.
Das Lichtfest entstand am Abend des 8. Dezember 1852, als die Bewohner von Lyon Kerzen in ihren Fenstern entzündeten, um die Aufrichtung der Madonnenstatue auf dem Hügel von Fourvière zu feiern. Seitdem findet das Fest jedes Jahr statt und gilt heute als eine der wichtigsten Veranstaltungen der Stadt. Inzwischen hat sich Fête des Lumières zum größten Kunstfestival Frankreichs entwickelt, das jedes Jahr Millionen Besucher anzieht und mit rund 40 Lichtinstallationen aufwartet, die über die ganze Stadt verteilt sind. Vier Abende lang verwandelt sich die Stadt in eine einzige große Lichtershow.
Als poetisch, magisch, traumhaft könnte man Lyon um den 8. Dezember herum beschreiben. Der Tradition zufolge dekorieren die Einwohner ihre Fenster vor Beginn des Spektakels in bunten Farben und schmücken sie mit einer Kerze. Ein Horizont voller Lichter legt sich über die Stadt, unter dem Schutz der Statue von Vierge, die stolz auf dem Gipfel der Basilika von Fourvière thront.
Die Fête des Lumières findet 2022 vom 8. bis 11. Dezember statt.