Lichtfest Leipzig: 25.000 erinnern unter dem Motto „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit?“ an den 9. Oktober 1989
25.000 Leipziger, Gäste und hochrangige Repräsentanten erinnerten am 9. Oktober 2015 auf dem Augustusplatz Leipzig an den Herbst `89. Unter dem Motto "Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit?" erlebten sie ein bewegendes künstlerisches Programm, das sich mit den Themen Integration und Identifikation, mit Heimat und Fremde beschäftigte. Eine multimediale Inszenierung mit Texten, Fotos, Videos und Musik stellte historische und aktuelle Bezüge her.
Die drei Hauptakteure des Abends – Schauspieler Florian Lukas (u. a. "Weissensee"), TV-Journalistin Pinar Atalay und der Chor der Oper Leipzig – setzten das Motto "Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit?" kritisch hinterfragend um. Ihre Beiträge aus den Bereichen Literatur, aktuelle Nachrichten und Musik wurden im Hintergrund auf einer großen Leinwand von historischen Bild- und Videoaufnahmen ergänzt. "Diese Form der Erinnerung ist nicht museal, sondern bleibt lebendig, weil sie immer die Bezüge zur Gegenwart herstellt. Das Lichtfest verknüpft die Erinnerung mit den Problemen, die wir heute haben. Und das ist auf jeden Fall der richtige Weg", bekräftigte Florian Lukas die Lichtfest-Konzeption.
Parallel schufen die Besucher mit 10.000 Kerzen eine strahlende "89". Eröffnet wurde die Kerzenaktion dabei unter anderem von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Oliver Bierhoff, Manager der DFB-Nationalelf, und Iris Gleicke, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer.
Für die Planung, Organisation und Umsetzung des Lichtfests Leipzig zeichnet die Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Jürgen Meier verantwortlich. Leipzig erinnert mit dem Lichtfest an die Friedliche Revolution, bei der auf den Tag genau vor 26 Jahren mehr als 70.000 Menschen in Leipzig den Mut gefunden hatten, trotz drohendem Schießbefehl für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren. Mit den Rufen "Wir sind das Volk" und "Keine Gewalt" sammelten sie sich zum friedlichen Marsch über den Leipziger Innenstadtring. Ihr gewaltloser Protest bereitete die Voraussetzung für den Mauerfall, die Einheit Deutschlands und Europas.
Statements:
Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig: "Für mich stellt sich das Fragezeichen hinter "Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit" nicht. Vielmehr steht da ein sattes Ausrufezeichen. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es Menschen gibt, die diese Ideale nicht teilen. Wir tun gut daran, uns der Werte der Französischen Revolution, die auch 1989 wesentlich waren, zu entsinnen. Die Ideen von `89 sind in Leipzig heute noch lebendig, das zeigt schon ein Blick auf den wunderbar gefüllten Augustusplatz. Menschen erinnern sich ihrer Geschichte und schöpfen Kraft für die Herausforderungen von heute."
Wolfgang Niersbach, Präsident des DFB: "Wenn ich heute auf Leipzig schaue, wird mir warm ums Herz. Vor 25 Jahren wurden die beiden deutschen Fußballverbände in Leipzig vereinigt. Wenn ich mich entsinne, wie Leipzig damals aussah, dann ist die Entwicklung einfach sensationell. Wir sind gern hier, denn die Leipziger teilen den gleichen Geist wie wir. Der DFB steht für eine weltmeisterliche Willkommenskultur. Wir teilen die Liebe für Fußball, Herkunft spielt da keine Rolle. Vielmehr zeigt unsere Nationalelf mit jungen Spielern wie Boateng, Özil und Khedira der nachrückenden Generation von Immigranten, was in Deutschland möglich ist und sagt: Das könnt ihr auch schaffen!"
Oliver Bierhoff, Teammanager DFB: "Meine Hoffnung ist, dass überall auf der Welt Menschen wie in Leipzig zusammenkommen, Courage zeigen, Risiken eingehen. Ich wünsche mir, dass Grenzen schwinden und Ost und West die Herausforderungen, die vor uns liegen, gemeinsam angehen."
Pinar Atalay, Moderatorin: "Der Augustusplatz, auf dem wir jetzt stehen, ist ein ganz besonderer Ort. Heute erinnern wir an die Menschen, die im Herbst 1989 den Mut und die Hoffnung hatten, genau hier für Veränderungen einzutreten. Viele dieser Hoffnungen haben sich erfüllt, einige nicht. Damals setzte eine starke Zivilgesellschaft wichtige Impulse. Heute ist diese Gemeinschaft mehr denn je wieder gefragt."
Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH: "Das Team um die Leiterin des Lichtfestes Marit Schulz hat wieder tolle Arbeit geleistet und ein wunderbares Programm entwickelt. Für das Stadtmarketing ist die Friedliche Revolution ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal und deshalb von großer Bedeutung: Für Leipzig selbst, aber auch in der Außendarstellung ist die Friedliche Revolution ein wichtiger Baustein im Leipzig-Bild."
Marit Schulz, Leiterin Lichtfest Leipzig: "Ein Abend wie dieser ist ohne die Unterstützung unzähliger Mitstreiter nicht denkbar: Das sind nicht nur unsere Partner und Sponsoren, die uns seit Jahren begleiten. Das sind auch die vielen freiwilligen Helfer, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Ihnen allen gebührt mein großes Dankeschön."
Jürgen Meier, künstlerischer Leiter Lichtfest Leipzig: "Wir haben in den letzten Wochen und Tagen zusammen mit den Künstlern intensiv an dem Programm gefeilt. Es war ein produktives Miteinander, ein lebendiger Austausch. Auf dem Augustusplatz hat die Konzeption schließlich ihre ganze Kraft entfaltet. Die Resonanz des Publikums ist eine Wunderbare Anerkennung. Danke dafür."